About
« Beschreiben. Sich durch die Sprache einer bestimmten Rolle, Gruppe, Tradition zugehörig machen. Über das Beschreiben Macht über andere Körper ausüben. Beschrieben werden. Angst beschreiben. Souveränität zurückfordern. Beschreibend den Anspruch auf mich, den Körper, das Leben einfordern. ... »
In All of Me begegnen wir drei Personen. Wenn wir sie beschreiben wollen, können wir z. B. sagen, dass sie alle drei Künstlerinnen sind, die unterschiedliche Bühnen nutzen, um sich mitzuteilen. Für All of Me treten sie zum ersten Mal gemeinsam auf die Bühne. Eine von ihnen hat täglich und für alle einsehbar Monatsbinden im Rucksack dabei, eine von ihnen halbiert ihre Spülschwämme vor der Benutzung, eine von ihnen trägt ausschließlich Kleidung, die sie geschenkt bekommen hat. Das könnte über sie gesagt werden. Oder auch: Eine von ihnen muss komplizierte Prozesse durchlaufen, um auf eine Bühne treten zu können. Eine von ihnen fühlt, kaum verlässt sie das Haus, Blicke, die ihren Körper abscannen. Eine von ihnen erinnert sich jetzt gerade an Angst- und Schamgefühle. Gemeinsam begehren sie auf. Sie teilen Perspektiven, Formate und Szenarien, in denen sie sich selbst und gegenseitig in Blicken, Bildern und Sprache nach eigenen Regeln inszenieren.
All of Me ist eine interdisziplinäre Theaterproduktion, die sich mit Fragen der Identität, gesellschaftlichen Teilhabe und den Auswirkungen struktureller Ausschlüsse auseinandersetzt. Drei Performerinnen mit unterschiedlichen marginalisierten Hintergründen erkunden gemeinsam ihre persönlichen und kollektiven Erfahrungen in einer offenen Bühnenlandschaft. Das Stück befasst sich mit zentralen gesellschaftlichen Fragen rund um Identität, Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Im Fokus stehen Mechanismen des Ausschlusses, insbesondere durch Ableismus, soziale Geschlechterrollen und Herkunft. Dabei wird untersucht, wie Körper und Identitäten wahrgenommen und kategorisiert werden, welche Formen der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit bestehen und wie Zuschreibungen individuelle Lebensrealitäten beeinflussen.
Der Impuls für das Projekt kam von Nina Langensand, die das Team zusammenstellte. Die Konstellation entstand aus einer Dringlichkeit heraus: Die Präsenz der drei Performerinnen ist nicht nur essenzieller Bestandteil des künstlerischen Konzepts, sondern auch Ausdruck der inhaltlichen Auseinandersetzung. Das Kernteam besteht aus Living Smile Vidya, Meret Landolt und Nina Langensand, die auch als Performerinnen auf der Bühne agieren. Als Angehörige unterschiedlicher marginalisierter Gruppen erleben sie täglich, wie ihre Existenz, Unversehrtheit und Selbstbestimmung infrage gestellt werden. Sie brechen Grenzen zwischen Differenzkategorien auf und verbinden sich in ihrem Unterschiedlichsein. In einer Bühnenlandschaft mit verschiedenen Stationen moderieren sie ein gemeinsames Stück Liveness und teilen Zuschreibungen, Grenzüberschreitungen, Verletzungen und Narrative über sich.
Das Stück findet mit integrierter, offener Audiodeskription statt. Sie wird von den Performerinnen gesprochen, ist integraler Teil des Bühnengeschehens, sowie künstlerisches Mittel.
Diese Internetseite dient als Projektdokumentation. Sie lädt Interessierte dazu ein, sich über das Stück zu informieren. Herzlich willkommen.
Erfahrungsbericht
In 7 Gesprächen denkt die Gruppe zurück an das Stück, sprechen über ihren Arbeitsprozess und die Verflechtungen der verschiedenen Aufgaben, die es innerhalb der Produktion gab. Somit wollen sie ihre Erfahrungen teilen und den Arbeitsprozess für andere nachvollziehbar machen.
Nina, Smiley und Meret sprechen darüber, wie ihre Zusammenarbeit zustande kam, wie sie zusammengearbeitet haben, was sie schön fanden, was sie gelernt haben. Haben sie sich sicher gefühlt? Wie sind sie mit dem Rahmen der integrierten, offenen Audiodeskription umgegangen? Was nehmen sie aus der Zusammenarbeit mit?
Nina spricht mit Guillaume Guilherme (künstlerische Leitung Südpol). Was für einen Impact hatte die Produktion auf die Spielstätte Südpol Luzern? Welche längerfristigen Veränderungen hat das Stück und die Zusammenarbeit initiiert? Was heisst Authentizität? Angst vor dem Unbekannten als Chance.
Smiley spricht mit Béatrice über Regie und wie es dazu gekommen ist, dass Béatrice diese Funktion übernahm. Sie sprechen über die Arbeitsweise «Gespräch», die sie im ganzen Prozess angewendet haben und über eine Schlüsselszene im Stück, in der Béatrice, Michael und Smiley die Worte suchen, um einen Tanz von Smiley zu beschreiben. Beatrice fasst zusammen, was sie anderen Produktionen punkto Audiodeskription nahelegen möchte und wie sie ihr eigenes Handwerk als Theaterschaffende angepasst hat.
Nina spricht mit Isabelle über Bühnenbild und Licht im Kontext von Audiodeskription. Wie hat sich die Entscheidung, offene, integrierte Audiodeskription von Anfang an einzubinden auf das Bühnenbild ausgewirkt?
Meret spricht mit Michael über die Zusammenarbeit in Co-Autor*innenschaft für eine offene, integrierte Audiodeskription. Was war für Michael neu? Was würde er anderen Produktionen empfehlen?
Nina und Anna (Dramaturgie) unterhalten sich über die Dringlichkeit von aesthetics of acces und weshalb Zugänglichkeit Zeit braucht. Dies verhandeln sie einerseits am Stück all of me, zoomen aber auch raus und sprechen allgemein über die Theaterlandschaft.
Smiley, Meret und Nina denken darüber nach, wie sie sich während und nach den Aufführungen gefühlt haben, welche wichtigen Momente es darin gab und sie teilen Rückmeldungen aus dem Publikum. Einige Rückmeldungen haben sie per Sprachnachricht bekommen, diese bekommen ebenfalls Platz.
Publikumsgespräch
Agenda
19 & 20 September 2025 -> Schlachthaus Theater Bern 14 & 15 août 2025 -> far° festival des arts vivants 10. - 14. Dezember 2024 -> Südpol Luzern
Presse
31.07.2025 Le Courrier 12.12.2024 Luzerner Zeitung 04.12.2024 Sprechstunde Radio 3-Fach
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Credits
Stückentwicklung: Ensemble Performance: Living Smile Vidya, Meret Landolt, Nina Langensand Künstlerische Leitung: Nina Langensand Regie: Beatrice Fleischlin Dramaturgie: Anna K. Becker Bühne und Kostüme: Isabelle Mauchle Licht: Isabelle Mauchle, Savino Caruso Kollaboration Audiodeskription: Michael Vogt, Alexandra Tiedemann Assistenz: Jana Siegmund Unterstützung Sound: Tem Roserain, Annette von Goumoëns, Klara Germanier
Koproduktion: Südpol Luzern, far° festival des arts vivants
Unterstützt durch: Integrationskredit des Bundes, LuzernPlus, Ernst-Göhner-Stiftung, Fuka Fonds Stadt Luzern, Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung, Schweizerische Interpret*innenstiftung SIS, Kulturförderung Kanton Luzern, Migros Kulturprozent
Dank an: Tanzhaus Zürich, Esther Becker